Sardinien – Herzstück der italienischen Weinkorkenindustrie

Urlaub auf Sardinien – schon lang wollte ich die Insel bereisen. Dieses Jahr war es so weit. Mit Familie ging es in den Norden der Insel. Da es dieses mal der Urlaub mit der Familie war, stand der Wein jetzt nicht im Fokus. Aber man kommt an diesem Thema auf der Insel einfach nicht vorbei. Zu voll sind die Weinregale der kleinen familiengeführten Supermärkte und völlig unwissend haben wir uns in das Herz der italienischen Korkindustrie eingenistet. Dieses mal waren wir im Norden der Insel, genauer gesagt in der Provinz Gallura bzw. Alta Gallura. Obwohl sich das meiste der Weinproduktion eher im Süden abspielt und Spitzenweingüter wie Argiolas und Santadi dort zu Hause sind, gedeihen in Gallura mit die besten Vermentino di Sardegna DOC. Gallura ist nämlich die einzige DOCG Region auf der Insel. Die Rebsorte Vermentino findet hier ideale Voraussetzungen, um Spitzenweine zu erzeugen. Da haben wir das Korkmuseum in Calangianus, dass etwas im Landesinnern liegt, besucht.  

Museo del Sughero – Sardinien

Sardinien ist das Herz der italienischen Korkproduktion. Es kommen ca. 80 Prozent aller italienischer Korken von dieser Insel. Laut Angaben des Museums gibt es ca. 180 000 Hektar Korkwälder in Italien. 160 000 stehen in Sardinien. Ich muss zugeben, im Internet habe ich andere Zahlen gefunden. Wer jetzt recht hat, kann ich ihnen gar nicht sagen. Wer zufällig hard facts von offizieller Stelle hat, darf sie mir gerne mitteilen. Italien gehört damit zu den Top 6 Weinkorkproduzenten der Welt. Aus den Korkfabriken der Insel werden ca. 1 Millionen Korken pro Tag in alle Länder dieser Welt abtransportiert. Aus ehemals über 60 Firmen sind heute noch 8 Fabriken übrig. Der Großteil der Korkbäume steht im Norden der Insel.

Korkbaum auf Sardinien

Noch beindruckender werden die Zahlen, wenn man sich klar macht, wieviel Prozent eines Baumes für die Korkherstellung verwendet werden kann und wie lange die Korkrinde wachsen muss, um einen guten Weinkorken daraus gewinnen zu können. Wie man auf dem Bild erkennen kann, kommt lediglich 40 bis 60 Prozent des Hauptstammes für die Korkindustrie in Frage. Der Rest des Baumes kann nicht dafür verwendet werden. Ein Baum muss mindestens 25-30 Jahre wachsen, bis er das erste Mal geerntet werden kann. Leider ist dieser erste Kork für die Weinkorkenproduktion nicht verwendbar. Erst 10 weitere Jahre muss man warten, um eine qualitativ einigermaßen hohe Rinde für die Korkproduktion zu erhalten. Diese Korken sind aber noch keine 1a Ware. Dafür muss man nochmals mindestens 10 Jahre warten.

Korkrinde verschiedene Wachstumsstadien

Im oberen Bild sieht man die verschiedenen Stadien der Korkrinde. Ganz links ist die Rinde, die das erste mal geerntet wird. Die Oberfläche ist rau und uneben. Der Kork ist noch von vielen Fehlern durchzogen. Die Konsistenz ist hart und unelastisch. Für den Weinkork brauchen wir aber elastischen Kork. Wandert man auf dem Bild nach rechts, sieht man, wie die Rinde gleichmäßiger und kompakter wird. Das ist die Grundlage für einen guten Kork.

Korkrinde Qualitätsvergleich

Oben sieht man den Vergleich zwischen einer minder- und höherwertigen Korkrinde. Die Fehler, die die Rinde durchziehen machen die Teile für den Weinkork uninteressant. Für einen 1a Kork muss die Rinde makellos sein. Die Fehleinschlüsse sorgen dafür, dass sich Pilze und Bakterien einnisten können, die letztendlich für einen Fehlton im Wein sorgen. Um so beindruckender finde ich, wie wenig Kork man letztendlich verwenden kann und wieviel Flaschen noch vor wenigen Jahren mit einem Naturkork im Umlauf waren. Da ist es nur logisch, dass bei steigender Weinproduktion die Korkproduktion nicht parallel dazu wachsen kann und zahlreiche alternative Weinverschlüsse heute im Umlauf sind.  Auch wenn auf Sardinien die Tauglichkeit alternativer Verschlüsse vehement geleugnet wird :-). 

Nach dem Ausstanzen der Korken bleibt ein nicht unerheblicher Korkrindenrest übrig. Diesen wertvollen Rohstoff kann man natürlich nicht so einfach entsorgen. Doch was tun mit dem Rest ? Die äußere Schicht wird entfernt und der Rest des Korken wird zerkrümelt. Auch daraus werden neue Weinkorken gemacht und viele andere Dinge wie Dämmstoffe, Handtaschen, Reinigungsleder uvm. Aber bleiben wir bei den Korken. Die feinen Krümel werden mit Dampf gesäubert und haltbar gemacht. Danach klebt man den Kork zusammen und es entstehen wieder Weinkorken. Man kann den guten Kork auch mit dem geklebten Kork kombinieren. Oben und unten wird hochwertiger Kork verwendet und zwischendrin wird günstiger Kork verwendet.

geklebter Weinkork und Korkhybrid

Wer das Museum besuchen möchte, hier die Adresse:

Museo del Sughero, Via S. Francesco, 3, 07023 Calangianus SS, Italien

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Stefan Forsterhttps://www.der-weinmakler.de
Seit nunmehr über 27 Jahren (1998) beschäftige ich mich professionell mit Wein. Was einst als Hobby begann, wurde zur Passion und schließlich zu meinem Beruf. Familiär in der Pfalz verwurzelt, verbrachte ich dort viel Zeit auf Weingütern und genoss dort den mediterranen Lebensstil. Wein ist nach wie vor meine Leidenschaft und deshalb schreibe ich hier.
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