Letzte Woche hat mich die Hiobsbotschaft von meinem Versender erreicht. „Wir wollen keine schweren Pakete mehr schleppen“. So hat er es natürlich nicht gesagt, aber durch die Blume, mit seiner neuen Preisliste. Schwere Pakete sind schon lange ein Thema in der Logistik bzw. Paketbeförderungsbranche. Unlängst hat Hubertus Heil ein Verbot über 20kg ins Spiel gebracht. Aber die Problematik hat ja nicht nur der Versandhandel, sondern eigentlich jeder, der gerne Wein trinkt. Je höher das Gewicht, desto größer der CO2 Fußabdruck. Das fängt bei der Produktion an, setzt sich beim Transport fort und endet schließlich im Recyclingkreislauf. Da stellt sich doch die Frage. Wie kann man den Co2 Abdruck reduzieren ?
Kann man die Weinflasche aus Glas ohne weiteres ersetzen ?
Die Glasflasche erfüllt viele Funktionen, die sich positiv auf den Wein auswirken. Sie ist ein sicheres Behältnis für den Wein, schützt den Rebensaft vor Sauerstoff und verhindert ein vorzeitiges Reifen der Weine. Die ist besonders wichtig bei Weinen, die auf eine längere Lebensspanne angelegt sind. Viele Rotweine brauchen die Reifezeit in der Flasche um wirklich ihr volles Potential ausschöpfen zu können.
Aber die Glasflasche ist gleichzeitig auch Marketinginstrument. Teurere Weine werden oft in schweren Flaschen verkauft, um das Produkt noch wertiger erscheinen zu lassen. Besondere Flaschenformen und Gravuren und besondere Größen sollen die Wertigkeit unterstützen oder auch vorgaukeln. Nicht jede Flasche Wein, die in Deutschland verkauft wird, wird mit der Absicht gekauft, sie lange im Keller reifen zu lassen.
Deshalb sollte man bei der Frage etwas differenzieren. Vielleicht ist bei denjenigen Weinen, die für den „schnellen Verbrauch“ in den Handel gebracht auch Alternativen zu Glasflasche möglich. Oder stecken in der Glasflasche noch Einsparungspotentiale ? Welche könnten das sein ?
Die neue Flaschendiät – die Glasflasche muss abspecken
Personal Training in Langenlohnsheim – Das geheime Fitnesstudio im Weingut Tesch. Hans Martin Tesch beschäftigt sich schon lang mit dem Gewicht seiner Weinflaschen. Mit strenger Hand achtet er auf die Figur seiner Flaschen.
„Seit der Abfüllung des 2015er Jahrgangs verwenden wir die neuste Generation von extrem leichten Weinflaschen“
Dabei ist es gar nicht so einfach mit den leichteren Flaschen. Es hat Jahre gedauert, bis er den Dreh richtig heraus hatte. Das beginnt beim Stapeln in der Gitterbox und endet mit dem richtigen Dreh bei der Etikettierung. Klar, sind die Flaschen etwas empfindlicher. Aber Übung macht den Meister. Auch in der Diät. Alles in allem konnte er 10 bis 20 % Energieeinsparung herausholen. Die Recyclingquote der modernen TESCH-Verpackungen (Glas / Aluminium / Papier / Pappe) liegt damit bei etwa 98 % und spart Energie und Rohstoffe.
Einer der führenden Betriebe ist Vetropack. Die Weinflaschen werden überwiegend aus Altglas hergestellt. Vetropack hat es geschafft die 0,75l Weinflaschen bis auf 350 g abzuspecken. Eine 0,75l Flasche kann bis zu 700 gr schwer sein. Vetropack verpricht durch neue Verfahrenstechniken vergleichbare Bruchfestigkeitswerte.
Die Mehrwegflasche
Wussten sie, dass man Glasflaschen bis zu 50 mal wiederbefüllen kann, bevor man sie entsorgen muß ? Wie die Lebensmittelzeitung.net berichtet, wollen mehrer Baden Württembergische Winzer und Winzergenossenschaften ihr lokales 1 L Mehrweg Pfandsystem auch auf die 0,75l Flaschen ausweiten. Laut der Internetseite Pfandwein.de hat jede 0,75l Weinflasche einen CO2 Fußabdruck zwischen 800 und 900 Gramm. Da das spülen und wieder in Verkehrbringen deutlich günstiger ist, als eine neue Flasche zu „schmelzen“, wäre auch das eine sinnvolle Maßnahme. Gibt es denn auch sinnvolle Alternativen zur Glasflasche
Weinflaschen aus Pappe
Kennen sie die Frugal Bottle ? Die Firma Frugalpac kommt aus Ipswitch in England und hat die Frugal Bottle entwickelt. Die Flasche ist eine Bag in Box in Flaschengröße. Die Außenhaut besteht aus 94% recyceltem Papier. Im Inneren ist eine 3 lagige PET Folie, wie man sie von einer Bag in Box kennt. Die Flasche ist 5x leichter als eine normale Weinflasche und enthält ca. 80 Prozent weniger Plastic als eine vergleichbare Plastikweinflasche. Der Carbon Fußabdruck ist 6x niedriger wie der einer vergleichbaren Glasflasche. Der Inhalt ist zu 100% vor schädlichen Lichteinflüssen geschützt. Im Moment liegen die Kosten für die Weinflasche aus Pappe auf dem gleichen Level wie der einer Glasflasche. Was sich mit einer entsprechenden Menge natürlich nach unten bewegen würde. Dieses Konzept könnte sich vor allem für günstige Weine auszahlen, von denen keine allzulange Lebensdauer erwartet wird. Wäre also durchaus eine Idee für die typischen Literweine oder den meisten Weine aus dem Supermarkt bzw. Discounter. Vor allem für den Versandhandel wäre dies eine interessante Alternative zur normalen Glasflasche.
Weine aus der Bag in Box
Was in Frankreich und Italien schon lange zum Weinaltag gehört, tut sich in Deutschland noch schwer. Die Bag in Box ist sozusagen der neue Wein in alten Schläuchen. Waren es früher Tiermägen und Häute, so findet man heute einen leichten Umkarton samt mehrschichtigem „PET Folie“, die alles in allem 300 Gramm für 3 Liter wiegt. Wie z.B. die 3 Liter Bag in Box von der Cantina Morenici vom Gardsee. Eine Glasflasche 0,75l wiegt ca. zwischen 400 und 600 gr. Neben der Gewichtsersparnis, braucht die Bag in Box auch weniger Platz und der Wein bleibt hier auch länger „frisch“. Auch hier gilt, dass die Bag in Box ideal für tägliche Gebrauchsweine sind. Sie sind weder zum lange Lagern, noch zum langsamen reifen geeignet.